The Way

In meinen Bildern tauchen oft die Kabelleitungen der Straßenbahn als Motiv auf. Der folgende Text ist ein Ausschnitt aus meiner Arbeitsdokumentation, mit dem die Entstehungsgeschichte meiner Motive erklärt werden sollen.

An einem späten Abend stand ich an einer Straßenbahnhaltestelle und wartete auf die richtige Straßenbahnlinie für den Heimweg. Im Zuge der Suche nach einem „Weg“ verlass ich meinen Heimatstaat. Jedoch der Weg blieb mir immer Verborgen. Ich wusste nicht, wo ich meine Suche fortzusetzen soll. Bei diesem Gedanke überkam mich ein beklemmendes Gefühl und starrte ich mit leeren Augen in den weiten Himmel. In diesem Moment weckte die Stromversorgungskabel, die zwischen mir und dem Himmel aufgespannt sind, meine Aufmerksamkeit.

Dort, wo ich stand, war eine Kreuzungsstelle der Straßenbahnlinien und deshalb gab es besonders viele Stromleitungen. Diese schien mir wie die Fäden, die ineinander verwickelt sind. Dabei tauchte mir ein Gedanke auf, dass einzelner der verwickelten Fäden seine eigene Richtung besitzt. Auf Heimweg nehme ich  Straßenbahnlinie 1. Von vielen Leitungen kann ich nicht unterscheiden, welche Leitung für Linie 1 gedacht ist. Wenn ich mich jedoch in einer Straßenbahn befinde, zeigt die Straßenbahn, an welcher Leitung sie entlangfährt und schlussendlich komme ich an das gewünschte Ziel.

Obwohl die Wege kompliziert ausschauen und die Richtungen nicht erkennbar sind, ist es eine Tatsache, dass ein Weg eine Richtung besitzt. Im jetzigen Moment ist mein Weg unklar und deswegen habe ich ein unterdrückendes Gefühl. Ich habe jedoch keinen Zweifel, dass auch mein Weg eine bestimmte Richtung aufweist. Eine Straßenbahnleitung sehe ich nur bis dorthin, wohin mein Blick reicht. Danach ist es unklar, wie sich die Leitung weiter entwickelt. In einer Straßenbahn kann ich neue Wege entdecken, die ich davor nicht kannte. Unbekannte Wege besitzen ein neues Wegführungsmuster und solche Wege wecken meine Neugier.

Wir wandern hier und dort umher, wenn wir den Weg nicht genau wissen. Jedoch um ins Ziel zu gelangen, sind oft mehrere Umstiege von einem Transportmittel zum anderen notwendig. Das Warten gehört zum Prozess des Umsteigens. Die lange Weile der Wartezeit verursacht uns ein beklemmendes Gefühl, obwohl man weiß, dass man auf dem richtigen Weg ist.

An diesem Tag spürte ich die Besonderheit der Straßenbahnleitungen, die ich zuvor nicht bemerkt hatte. Ich will dorthin, wohin mein Weg mich führt.

Ausschnitt aus der Arbeitsdokumentation eines Tages im Sommer 2008.